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Der Designer als System: Das Paradox der Innovation ohne Kohärenz

  • Autorenbild: Daniel Lucio
    Daniel Lucio
  • 1. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juli

Was du in diesem Beitrag finden wirst:

• Innerlich fragmentierte Designer erschaffen fragmentierte Systeme

• Innere Kohärenz (Ausrichtung von Verstand-Herz-Werten) verbessert Entscheidungen und Kreativität

• Um ganzheitliche Lösungen zu schaffen, muss ich mich zuerst selbst integrieren

• Dein innerer Zustand spiegelt sich direkt in der Qualität deiner Designs wider



Als ich meinen Master in Social Design im Unternehmertum begann, stellte mir meine erste Coachin Karla Rodríguez - neben ihren wertvollen Inputs und der Einführung in die Welt des Social Designs - das Double Diamond Design-Framework vor, um den Fortschritt meines Projekts zu strukturieren. Als jemand, der von Systemen fasziniert ist, war ich sofort begeistert: endlich ein Framework, das Kreativität mit Struktur integrierte!


Später entdeckte ich das systemische Design-Framework, eine Evolution, die eine ganzheitlichere Perspektive einnimmt und alle Akteure des Ökosystems sowie die langfristigen Konsequenzen berücksichtigt. Dies stimmt mit dem überein, was Don Norman in seinem Humanity-Centered Design vorschlägt: unsere Verantwortung über den einzelnen Nutzer hinaus auf die Auswirkungen auf die gesamte Menschheit zu erweitern 🌍.


Aber hier entdeckte ich ein beunruhigendes Paradox.


Das Paradox der fragmentierten Innovation ⚠️


Betrachten wir den Zweiten Weltkrieg: Es wurden großartige, hochentwickelte Erfindungen geschaffen, die technisch bewundernswert waren. Radar, Computer, Düsenantrieb, Antibiotika 🚀. Innovationen, die aus rigorosen Methoden und brillanten Teams entstanden.


Aber auch: Chemische Waffen, industrialisierte Vernichtungslager, Atombomben 💥.


Das Problem? Es lag nicht an den Design-Methoden. Es lag daran, dass die Designer aus inneren Zuständen von Angst, Überlegenheit, Trennung und Entmenschlichung heraus operierten.


Heute sehen wir dasselbe: fantastische Produktivitätsmethoden, Algorithmen, die Engagement optimieren, Monokulturen, Systeme, die "mehr" und "besser" erreichen... ohne die ganzheitliche Gesundheit der Menschen oder die synergistische Verbindung, die wir mit dem Ökosystem haben, zu berücksichtigen 🤖. Dabei werden psychologische, emotionale, physiologische, energetische, biologische und ethische Bereiche ignoriert.

Die Schlüsselfrage: Kann ein innerlich fragmentierter Designer wirklich integrierte Lösungen schaffen? 🤔


Die Wissenschaft der inneren Kohärenz 🧠⚖️


Definieren wir zunächst innere Kohärenz: Die Forschung in der kognitiven Neurowissenschaft zeigt, dass unsere "rationalen" Entscheidungen tiefgreifend von unserem emotionalen, physiologischen und wertebasierten Zustand beeinflusst werden. Innere Kohärenz bedeutet harmonische Ausrichtung zwischen dem, was wir denken, fühlen, sagen und tun.


Aber da ist mehr: Das HeartMath Institute hat über 30 Jahre lang dokumentiert, dass es einen messbaren physiologischen Zustand namens "Herzkohärenz" gibt, der entsteht, wenn wir aus Dankbarkeit, Mitgefühl und tiefen Werten heraus operieren. Dieser Zustand synchronisiert Herz, Verstand und Emotionen und verbessert dramatisch die Entscheidungsfindung und Kreativität.


Richard Davidson (Universität Wisconsin) bewies, dass kontemplative Praktiken, die mit universellen Prinzipien wie Mitgefühl und Achtsamkeit ausgerichtet sind, buchstäblich die Gehirnstruktur verändern und die Kohärenz zwischen den Hemisphären sowie die Aktivität in Bereichen, die mit Wohlbefinden verbunden sind, erhöhen.


Die Forschung in der systemischen Psychologie dokumentiert, dass die Qualität systemischer Ergebnisse vom "inneren Zustand" abhängt, aus dem heraus wir operieren. Das Konzept des Presencing beschreibt die Fähigkeit, die entstehende Zukunft zu spüren, was aus fragmentierten Zuständen unmöglich ist.


Peter Senge fasst es perfekt zusammen: "Systeme sind perfekt darauf ausgelegt, die Ergebnisse zu erzielen, die sie erzielen." Hier füge ich hinzu: Fragmentierte Designer sind perfekt positioniert, um fragmentierte Systeme zu schaffen 🔄.


Diese neurobiologische Kohärenz manifestiert sich, wenn wir ausgerichtet mit universellen Prinzipien operieren


Die transkulturelle Forschung in der positiven Psychologie identifizierte universelle Tugenden, die in allen Kulturen vorhanden sind: Weisheit, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Transzendenz. Das sind keine kulturellen Konstrukte, sondern Prinzipien, die natürlich entstehen, wenn menschliche Systeme optimal funktionieren ✨.


Viktor Frankl beobachtete dies in den Konzentrationslagern: Diejenigen, die Kohärenz mit universellen Prinzipien —Liebe, Sinn, Dienst— aufrechterhielten, überlebten nicht nur, sondern strahlten eine Kraft aus, die ihre Umgebung transformierte 💪.


In Design-Begriffen: Wenn wir ausgerichtet mit diesen universellen Prinzipien operieren, schaffen wir natürlich Lösungen, die die menschliche Würde ehren, das Aufblühen fördern und die langfristigen Auswirkungen berücksichtigen 🌸.

Zum Beispiel ist Nicht-Widerstand das, was die Taoisten wu wei nennen —Handeln ohne Zwang— und was die moderne Neurowissenschaft bestätigt: Flow- und Kreativitätszustände entstehen, wenn wir aufhören zu zwingen und der natürlichen Weisheit erlauben zu wirken 🌊.


Stephen Covey, anerkannter Experte für Unternehmensentwicklung und Autor von "Die 7 Wege zur Effektivität", systematisierte dies brillant: Es gibt "Naturgesetze" in der menschlichen Entwicklung, die so real sind wie die Schwerkraft. Man kann sie vorübergehend ignorieren, aber schließlich manifestieren sie sich in den Ergebnissen 📏.


Für den Designer: Sich mit diesen universellen Prinzipien auszurichten ist nicht "philosophisch sein" —es ist wissenschaftlich rigoros darüber zu sein, was nachhaltiges menschliches Aufblühen hervorbringt 🔬.


Meine persönliche Erkenntnis 💡


Während des Workshops über Design-Ethik kam ich zu einer beunruhigenden Schlussfolgerung: Wenn ich zur Verbesserung der psychischen Gesundheit junger Menschen beitragen möchte, muss der erste, der auf seine psychische Gesundheit achtet, ich selbst sein 🪞.


Die unbequemen Fragen entstanden: Nützt mir der Stress oder schadet er mir? Ist die ständige Eile nachhaltig? Ist es nachhaltig, mich in Arbeit und Studium aufzuopfern, während sich meine Gesundheit verschlechtert? Wie kann ich dann ganzheitliche und nachhaltige Lösungen liefern?


Hier ist meine Schlussfolgerung: Die Lösungen, die ich "nach außen" liefere, müssen in mir integriert sein. Wenn ich nachhaltige Systeme will, muss ich nachhaltig innerhalb meines eigenen Systems leben. Wenn ich soziale Lösungen liefere, muss ich sozial mit mir selbst sein (mitfühlend, achtsam, aufmerksam für meine Bedürfnisse), mit den Meinen, mit meiner Gemeinschaft.

Das ist eine tägliche Übung, um präsent zu bleiben und aufmerksam für das zu sein, was in mir und um mich herum geschieht. Tägliche Selbstreflexion, progressive Entwicklung von Lebenskompetenzen, die Stille zur Gewohnheit machen, meinen inneren Zustand betrachten und ihm Aufmerksamkeit schenken. Einfach? Keineswegs. Dennoch bringt es gute Früchte hervor, so wie Zähneputzen ein schönes Lächeln zum Vorschein bringt. Oft schmerzhaft, aber lebenswichtig, wenn wir Authentizität und Kohärenz wollen.


Das Gegenargument und die Antwort 🎯


Gültiges Gegenargument: "Aber diverse Teams und robuste Methoden können individuelle Limitationen kompensieren."


Antwort: Ja, teilweise. Aber Margaret Wheatley dokumentiert in ihrer Forschung über lebende Systeme, dass diese sich zu größerer Komplexität selbst organisieren, wenn ein "seltsamer Attraktor" existiert —ein Kohärenzpunkt, der das Entstehen von Ordnung ermöglicht. In Design-Teams fungieren kohärente Führungskräfte als diese Attraktoren 🧲.


Ein fragmentierter Designer kann perfekte Methoden befolgen, aber unbewusst Verzerrungen, Eile und Lösungen einführen, die seinen inneren Zustand widerspiegeln.


Fazit 🎯

Die Zukunft des systemischen Designs liegt nicht nur in ausgefeilteren Methoden, sondern in Designern, die aus universellen Prinzipien heraus operieren. Denn wenn du aus innerer Kohärenz mit den Naturgesetzen des menschlichen Wohlbefindens heraus designst, generierst du automatisch Lösungen, die Komplexität ehren, das Aufblühen fördern und transgenerationale Auswirkungen berücksichtigen 🌍.


Die Systeme, die du erschaffst, sind das Spiegelbild der inneren Systeme, die du bewohnst 🪞.


Hier kommt eine nützliche Frage: Schenke ich meinem "inneren System" die gleiche Aufmerksamkeit wie den Lösungen, die ich entwickle?


Denn am Ende designst du nicht Produkte oder Dienstleistungen. Du designst die Art von Welt, in der wir leben 🌎.


💬 Hast du bemerkt, wie dein innerer Zustand die Qualität deiner Lösungen beeinflusst? Welche Praktiken hast du entwickelt, um Kohärenz zwischen dem, was du beruflich lieferst, und wie du persönlich lebst, aufrechtzuerhalten?

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